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Deutscher Webvideopreis: Raus aus dem Kinderzimmer

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Die Gewinner beim Deutschen Webvideopreis 2013 bei der Preisverleihung im Düsseldorfer Capitol-Theater (Foto: Christof Wolff)

Die Gewinner beim Deutschen Webvideopreis 2013 bei der Preisverleihung im Düsseldorfer Capitol-Theater (Foto: Christof Wolff)

Hunde statt Katzen, Gesellschaftskritik statt Bauchnabel-Show, viel Jubel und vereinzelt enttäuschte Geschichter, das bleibt vom Deutschen Webvideopreis, der am Samstagabend in Düsseldorf von der European Web Video Academy verliehen worden ist.

Zum dritten Mal feierte die Szene ihre besten Videos – und auch ein bisschen sich selbst. Nach der Gala bleibt die Erkenntnis: Die deutsche YouTube-Szene ist mehr als Katzen-Videos und ein Haufen pubertärer Halbstarker, die mit ihren Scherzvideos jede Woche hunderttausende Zuschauer erreichen. Die Szene ist erwachsen geworden.

Mehr als Popcorn-Kino

Wer sich heimlich hinten in das Capitol-Theater gestellt hat, konnte eine auf den ersten Blick kuriose Szene beobachten: Wo sonst zu Kabarett und Musical geklatscht und geschunkelt wird, saßen mehr als 1.000 Webvideo-Fans, Nominierte und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien, die gebannt auf eine große Leinwand schauten und sich gemeinsam Webvideos ansahen. Beim Video von den Außenseitern wird gelacht, bei iBilali gejubelt und bei den niedlichen Tiervideos machen alle große Augen. Dies ist soweit erwartbar gewesen; dennoch gab es in der noch realtiv jungen Szene während der 90-minütigen straffen Gala deutlich mehr als unterhaltendes Popcorn-Kino.

Substanz gab es schon bei der Begrüßung von Moderatorin Miriam Pielhau. Mit ihrem Statement gegen die Flatrate-Drosselpläne der Telekom sammelte sie nicht nur billigen Applaus, sondern sprach vielen YouTubern aus dem Herzen: “Wenn ein Telekommunikationsanbieter seine Pläne wahrmacht, und uns im Schneckentempo bedient – was prämieren wir denn da? Das beste Standbild?”

Einen Beitrag für ein ökologisches Gewissen lieferten die Gewinner der Kategorie “WIN”. Die Studenten der ifs Köln sind für ihr Video Mad Thieves ausgezeichnet worden, in dem sie auf lustige Art und Weise die Vorzüge des Elektroautos gegenüber des klassischen Benziners zeigten und dabei ohne erhobenen Zeigefinger auf das Umweltgewissen der Zuschauer appellierte.

Auch ernste Themen werden behandelt

Aber auch noch gravierendere Probleme unserer Gesellschaft machten einige der Preisträger zu ihrem Thema: In der Kategorie OMG (Oh My God) ist die Hochschule HS-OWL und die Organisation roterkeil.net für ihr Video “Nur neun Jahre Glück” ausgezeichnet worden – ein Video gegen Kindesmissbrauch. Erzählt wird die Geschichte vom kleinen Daniel, der zur Prostitution gezwungen wird.

Der Preisträger in der Kategorie VIP und meinungsstarke Publikumsliebling LeFloid freut sich, dass sein Video “Totgeprügelt und alle gucken zu” gewonnen hat, machte aber auch auf die Rolle des Publikums aufmerksam: “Meine Community hat es möglich gemacht, dass ein Video über Zivilcourage gewonnen hat und ich diesen Glasbaustein (gemeint war die Plexiglastrophäe) nach Hause nehmen kann.”

“Die Kinderzimmer-Zeiten sind vorbei”

Tatsächlich ist der Webvideopreis ein Preis des Netzes: Zur Hälfte bestimmt die Jury, zur anderen Hälfte die Webvideo-Zuschauer. Mehr als 300.000 Nutzer haben in den letzten Wochen die Links zu ihren Lieblingsvideos verlinkt, geliked und geteilt. Am Ende gab es Preise in 13 Kategorien – und noch eine Überraschung. Die Veranstalter haben sich dafür entschieden, Y-Titty mit einem Ehrenpreis auszuzeichnen.

Vor allem für ihre Arbeit in den letzten Monaten: “Niemand hat die deutschsprachige Webvideoszene so nachhaltig geprägt, wie sie. Y-Titty steht stellvertretend für eine neue Generation von Bewegtbildmachern, die abseits von traditionellen Strukturen nicht nur zielsicher ihr Publikum erreichen, sondern dabei auch wirtschaftlich erfolgreich sind,“ sagt EWVA-Geschftsführer Dr. Dimitrios Argirakos. Y-Titty zeigten sich am Ende ganz überrascht: “Das fühlt sich jetzt ein wenig wie Lebenswerk an”, so TC von Y-Titty. Die Kinderzimmer-Zeiten sind vorbei. 

Die Gewinner im Überblick

LOL
Postillon24 Nachrichten: Mutter bei Geburt im Krankenhaus vertauscht (http://bit.ly/18wyj3m)

FYI
Stefans Musikworkshop – James Bond Soundtrack erklärt (http://bit.ly/159bPcc)

CUTE
hundeallerlei – Maya Weimaraner (http://bit.ly/16Q5NNJ)

FAQ
Benjamin Jaworskyj – Blumen kreativ fotografieren (http://bit.ly/18wjJZu)

AAA:
Ken Ottmann – Paper Age (http://bit.ly/18okhTc)

FAIL:
Wolfgang Rademacher – Besser Sprechen lernen (http://bit.ly/17hleP0)

WIN:
ifs Köln – Bankraub/Mad Thieves (http://bit.ly/12xVauQ)

Newbie:
dailyknoedel – Beginne mit YouTube! (http://bit.ly/10pGTke)

ACTION:
Lukas Tielke – In the Woods with Amir Kabbani (http://bit.ly/14a8CVA)

VIP
LeFloid – Totgeprügelt und alle gucken zu…(http://bit.ly/13QlCQ6)

OMG
HS-OWL & roterkeil.net – Nur neun Jahre Glück (http://bit.ly/12Of95S)

EPIC:
Daniel Moshel (Österreich) & August Schram (Schweiz) – MeTube (http://bit.ly/16BGsqv)

LET’s Play:
tabletennisgamer – Let’s Play Händewaschen (http://bit.ly/15e2fFq)

Preis fürs Lebenswerk: YTitty!

 


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